Vejle von Süden betrachtet, 1765-69

Die Geschichte von Vejle

Foto: Tegnet af Alexia De Lode. Foto: Vejle Stadsarkiv

Vejle wurde erstmals 1256 erwähnt, seine Geschichte ist jedoch vermutlich älter. Ausgrabungen südlich des Kirketorvet zeigen, dass es hier bereits um 1100 Bebauung gab. Die ältesten bekannt Stadtrechte wurden 1327 verliehen.

Verfasst vom Stadtarchiv Vejle

Von der Furt zur Industriestadt
Vejle bedeutet Furt. So nannte man die Bebauung, die auf einer Insel mitten im Tal Vejle Ådal entstand, wo der Grejs Å in den Vejle Å mündet, unmittelbar vor dessen Mündung in den Fjord.

Der Süden der Insel rund um die Søndergade wurde zuerst bebaut, später dehnte sich die Bebauung nach Norden aus. Vejle war komplett von Wasserläufen umgeben: die beiden Arme des Grejs Å mit dem Umflutgraben im Westen und dem Mølleå im Osten, dem Sønderå im Süden und dem Midtå im Norden.

Das älteste Vejle und die Bürger
Die Bürger der Stadt waren Händler und Handwerker. Flüsse und Fjord bildeten die Lebensgrundlage für eine Gruppe Fischer, und die Landwirtschaft, die sich im Zuge des Wachstums der Stadt allmählich zu einem wichtigen Erwerbszweig für die Bürger entwickelte, konnte zunehmend das nähere Umland bedienen.

Das älteste existierende Gebäude der Stadt ist die Skt. Nicolai Kirche aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie steht östlich der Hauptgeschäftsstraßen Søndergade, Rådhustorvet, Torvegade und Nørregade. Ausgrabungen in der Klostergade deuten jedoch darauf hin, dass am höchsten Punkt der Stadt eine noch ältere Kirche stand, bevor die Dominikaner dort um 1310 ein Kloster errichteten.

Die Mühle von Vejle wurde im 13. Jahrhundert erbaut mit einem über 700 m langen Mühlenkanal (Mølleå) mit zugehörigem Damm im Osten. Außerdem hatte die Stadt einen weiteren Kanal, den Midtå. Die beiden Kanäle dienten auch als Befestigung der Stadt. Der Straßenname Borgvold (Burgwall) zeugt von der königlichen Burg Castrum Wæthel, die dort stand, wo sich heute der Busbahnhof befindet.

Im Laufe des 15. Jahrhundert wuchs Vejle über die alte Grenze hinaus in nördliche Richtung. In der heutigen Nørregade wurden Häuser gebaut; der Midtå verlor seine Bedeutung als Befestigung und schrumpfte nach und nach von ca. 20 m auf nur 1-2 m Breite. Zur gleichen Zeit wurde die Königsburg aufgegeben.

Die Stadtversammlung wurde auf dem Platz Kirketorvet an der Skt. Nicolai Kirche abgehalten. Hier befanden sich später auch das Stadt-Ting und das Rathaus. Das erste Rathaus von Vejle wurde um 1460 an der heutigen Ecke Kirkegade / Grønnegade errichtet und brannte 1530 nieder. Im Jahr darauf schenkte der König das baufällige Kloster der Stadt als Rathaus. Seitdem wurden noch zwei Rathäuser an fast der gleichen Stelle am heutigen Rådhustorv erbaut.

Die kleine Stadt – Pest und Konkurrenz
Im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts verzeichnete Vejle, wie viele andere Städte auch, zunehmenden Wohlstand und Wachstum. Es gab einen steigenden Export von Ochsen und es wurde mit Kaufleuten u.a. in Flensburg und Lübeck Handel getrieben.

Mitte des 16. Jahrhunderts hatte Vejle knapp 1.500 Einwohner. 1584 reduzierte die Pest die Bevölkerungszahl um ein Drittel, und auch das 17. Jahrhundert mit seinen vielen Kriegen bedeutete eine harte Zeit für die Stadt. 1654 verlor Vejle beinahe seinen Stadtstatus an Fredericia.

Die Konkurrenz durch die Nachbarstädte war groß, und Vejle hatte große Probleme damit. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam die Entwicklung wieder in Schwung. Um 1800 war Vejle noch immer ein unbedeutendes Städtchen mit ländlichem Charakter. Von der ersten Volkszählung 1769 bis zur Volkszählung 1801 war die Einwohnerzahl von 967 auf ca. 1300 gestiegen.

Hafen, Eisenbahn und Entwicklung
1827 wurde östlich der Stadt ein neuer Hafen eröffnet. Damit war eine wichtige Voraussetzung für die weitere Entwicklung der Wirtschaft in Vejle geschaffen. 1868 erhielt die Stadt Anschluss an das Eisenbahnnetz mit einem Bahnhof an der jütländischen Eisenbahnhauptlinie. Mit Eröffnung der beiden Privatbahnen Vejle-Give 1894 und Vejle-Vandel 1897 wurde auch das westliche Hinterland erschlossen. Zur gleichen Zeit erhielt Vejle zahlreiche weitere Serviceeinrichtungen wie Gaswerk, Wasserversorgung und Telefon.

Von der Handels- zur Industriestadt
1850 hatte Vejle ca. 3.300 Einwohner; gegen Ende des Jahrhunderts expandierte die Stadt jedoch so stark, dass die Bevölkerungszahl beim Jahrhundertwechsel ca. 14.600 betrug. Dass Vejle dieses große Wachstum verkraften konnte, lag daran, dass es der Stadt innerhalb weniger Jahre gelang, sich von einer Handels- und Handwerkerstadt zu einer ausgeprägten Industriestadt zu entwickeln.

Da die Wasserkraft bis weit ins 19. Jahrhundert eine wichtige Antriebsquelle für die Maschinen war, erfolgte die frühe industrielle Entwicklung außerhalb der Stadt an den Wasserläufen Vejle Å und Grejs Å. Noch Mitte des Jahrhunderts lagen die großen Fabriken vor der Stadt, u. a. die Haraldskær Isenkram- og Kobberfabrik mit 15 Angestellten sowie die Ziegeleien Lerbæk Teglværk und Tirsbæk Teglværk mit neun bzw. 20 Arbeitern. Mit 150 Beschäftigten nahm die Textilfabrik Grejs Klædefabrik eine Sonderstellung ein. Innerhalb von Vejle gab es nur zehn Firmen mit mehr als sechs Beschäftigten.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden viele Firmen gegründet, von denen sich mehrere zu großen Industrieunternehmen entwickelten. Vejle war sehr viel stärker als andere Städte von der Großindustrie geprägt, vor allem von der Eisen- und Textilbranche, mit Unternehmen wie P. Jensen & Co. Jernstøberi (1862), C.M. Hess Jernstøberi (1876), Vejle Bolte- og Møtrikfabrik (1899), Vejle Bomuldsspinderi (1892), Vejle Bomuldsvarefabrikker (1896) und Windfeld-Hansens Bomuldsspinderier (1904). Sie bildeten die Grundlage für die beiden Industriezweige, die die Wirtschaft von Vejle bis weit ins 20. Jahrhundert prägen sollten. Später mussten diese Industriezweige ihre Führungsrolle an die Nahrungs- und Genussmittelindustrie abtreten mit Tulip und Dandy an der Spitze.

In den letzten Jahrzehnten ist insbesondere die neue Informations- und Kommunikationsbranche auf dem Vormarsch. Dieser Wirtschaftszweig wird in Vejle von einem breiten Spektrum an kleineren und mittelgroßen Unternehmen geprägt.

Auch auf kulturellem Gebiet ist Vejle mittlerweile gut mit zahlreichen Einrichtungen versorgt. Innerhalb kurzer Zeit öffneten die Torvehallerne und das Musiktheater 1992/93, und 2010 kam der große Komplex Spinderihallerne hinzu – das alte Fabrikgelände im Viertel Vestbyen, das einst De Danske Bomuldsspinderier beherbergte, bietet nun Platz für Unternehmensgründer und Künstler, örtliche Vereine und das Kulturmuseum. Das Vejle Kunstmuseum erhielt 2006 einen Anbau und damit Platz für die große Sammlung von insbesondere dänischer Kunst.

Wohnviertel und Infrastruktur
Der Bedarf an Wohnungen wurde anfangs dadurch gelöst, dass man nicht komplett bebaute Straßen und Hinterhöfe zur weiteren Bebauung nutzte und vorhandene Häuser aufstockte. In den 1890er Jahren nahm ein neues Arbeiterviertel in der Weststadt Gestalt an. Südlich der Stadt, in Mølholm, errichteten die reichen Unternehmer ihre Villen.

Neue Wohnsiedlungen schossen in den 1970-80er Jahren nördlich und südlich der Stadt aus dem Boden. Und dieses Wachstum setzte sich auch vor und nach der Jahrtausendwende fort. Sieht man einmal von der Fjordseite im Osten und einem guten Teil der Vejle Ådal-Seite im Westen ab, wo neue Naturgebiete mit einzigartiger Vogelfauna entstanden sind, ist die alte Mittelalterstadt heute von Wohnvierteln umgeben.

Eine Folge des Wachstums war natürlich ein hohes Verkehrsaufkommen in der Innenstadt. Um dieses Problem zu lösen, baute man im Laufe der Zeit neue Straßen, leitete den Mølleå seit den 1930er Jahren durch Rohre und eröffnete 1980 die Vejlefjord-Brücke.

Von den 1990er Jahren bis heute wurden große Renovierungen in der Innenstadt durchgeführt – die Fußgängerzone erhielt ein neues Aussehen, es wurden Plätze und Springbrunnen angelegt und ein Teil des Mølleå entlang der Straße Dæmningen freigelegt.

Die sozialdemokratische Stadt
In politischer Hinsicht war Vejle im 20. Jahrhundert größtenteils eine Hochburg der Gewerkschaftsbewegung und der Sozialdemokratie. Der Sozialdemokrat Chr. Jacobsen wurde 1919 erster demokratisch gewählter Bürgermeister, gefolgt von vier weiteren sozialdemokratischen Bürgermeistern, von denen Willy Sørensen am meisten hervorstach. Er war von 1946 bis zu seinem Tod 1978 Bürgermeister. Sein Nachfolger war Karl Johan Mortensen.

Das sozialdemokratische Bürgermeister-Monopol wurde 1994 gebrochen, als eine politische Zusammenarbeit zwischen Liberalen (Venstre), Konservativen, Linksliberalen (Radikale) und Sozialistischer Volkspartei (SF) den SF-Politiker Flemming Christensen zum Bürgermeister machte. Flemming Christensen hatte den Posten bis zur Kommunalreform 2007 inne, wonach der Sozialdemokrat Leif Skov Bürgermeister wurde. Aus der folgenden Kommunalwahl ging erstmals ein Venstre-Politiker als Bürgermeister hervor – Arne Sigtenbjerggaard. Seit dem 1. März 2017 ist Jens Ejner Christensen (Venstre), Bürgermeister von Vejle.

Kommunalreform und Einwohnerzahl
Bei der Kommunalreform 2007 wurde Vejle mit den umliegenden Kommunen Børkop, Egtved, Give, Jelling und dem Dorf Grejs zusammengelegt. Die Vejle Kommune hat heute ca. 115.000, die Stadt Vejle ca. 57.000 Einwohner.